Eröffnung einer Fotoausstellung
zu Ehren eines berühmten und bedeutenden Bürgers
von Hasel (Líska)
– des Fotografen Joseph Seidel – |
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Geboren
wurde Joseph Seidel am 2. Oktober 1859 in dem Dorfe Hasel (Líska),
das heute zur Stadt Böhmisch-Kamnitz (Česká Kamenice) gehört.
Er stammte aus einer armen deutschen Familie, die im Gebiet der
sog. Sudeten lebte. Sein Vater Joseph war Glasschleifer, seine
Mutter Maria Anna, geborene Nietsche, stammte aus Kunnersdorf
(Kunratice) bei Böhmisch-Kamnitz (Česká Kamenice). Er eignete
sich ebenfalls das Handwerk des Glasschleifers, sowie des Glas-
und Porzellanmalers an. Als solcher ging er gegen Ende der
siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts auf Wanderschaft durch
Böhmen, Mähren, Siebenbürgen, Österreich und Ungarn. Im
Jahre 1880 lernte er in der rumänischen Stadt Klausenburg (Cluj)
den Fotografen Veres kennen. Dieser versuchte erfolglos Bilder
auf Glas zu übertragen. Sein Problem wurde aber bald von Seidel
gelöst. Im mährischen Kremsier
(Kroměříž) arbeitete Seidel kurze Zeit als Retuscheur. Sein
Hauptziel war aber Wien. Dort konnte er sich u.a. in der Firma
Josef Löwy hervorragende fotografisch-praktische Fähigkeiten
aneignen. Um
1886 begann er, sich mit dem Böhmerwald vertraut zu machen.
Etwa 1887 war er in Prachatitz (Prachatice) beschäftigt und im
Jahre 1888 kam er nach Böhmisch-Krumau
(Český Krumlov), wo er im Fotografenatelier
der Witwe von Gotthard Zimmer sogar Geschäftsführer
wurde. Zwei Jahre später kaufte er dieses Unternehmen und führte
es unter seinem eigenen Namen weiter. Im
Jahre 1905 ließ Joseph Seidel in der Linzer Straße (Linecké
č. p. 54) in Böhmisch-Krumau
(Český Krumlov) ein Haus mit einem Fotostudio aufbauen –
dieses war bis 1952 in Betrieb. Sehr bald wurde Seidel ein berühmter
Fotograf. Neben seiner Haupttätigkeit,
der Porträtfotografie, widmete er sich sehr stark der
Gestaltung und Herausgabe von Ansichtspostkarten, insbesondere
von Böhmisch-Krumau (Český
Krumlov), sowie von vielen Städten und Dörfern der näheren
und weiteren Umgebung. Er fotografierte auch den Böhmerwald und
das Novohradské-Gebirge. Im Vergleich zu anderen auf diesem
Gebiet arbeitenden Fotografen, zeichnen sich Seidels Werke durch
eine sehr hohe Qualität aus. Seine Trockenplatten und Fotos
wurden nur minimal retuschiert. Seidel war sehr talentiert,
seine Motive und Bilder besonders künstlerisch zu arrangieren.
Als prominenter Portrait- und Landschaftsfotograf starb er in Böhmisch-Krumau (Český
Krumlov) am 21. Oktober 1935. Sein Sohn Franz Seidel (1908-1997)
übernahm den Betrieb des Vaters und setzte dessen Lebenswerk
fort. Das
aus dem Jahre 1905 stammende Seidelsche Haus, welches durch ihn
zu dem „Fotoatelier
von Böhmisch-Krumau in der Linzer Straße“ wurde, übernahm
im Jahre 2005 die „Entwicklungsfonds-Krumau-GmbH“ („Českokrumlovský
rozvojový fond, spol. s r.o“).
Man begann die Restaurierung mit dem Hauptziel der
originalgetreuen Wiederherstellung des Objektes. Zunächst wurde
im Haus nur eine Dauerausstellung eingerichtet, doch schließlich
wurde es zu einem Museum umgewandelt, welches dem Leben und dem
Werk von Joseph und Franz Seidel gewidmet ist. Dieses
einzigartige kulturelle und technische Denkmal, in dem sich eine
große Menge von fotografischen Negativen und auch viele Dinge
der ursprünglichen Fotoausstattung befinden, wurde in den
Jahren 2006 – 2008 sehr kostspielig rekonstruiert und im Juni
2008 als Museum „Fotoatelier Seidel“ eröffnet. Das
Museum „Fotoatelier Seidel“ stellt sich insbesondere auch
das Ziel, der Verständigungsvertiefung und Versöhnung unter
den Tschechen, Osterreichern und Deutschen zu dienen. Eben
deshalb kooperiert man mit verschiedenen anderen Museen,
Vereinen und Organisationen und plant auch gemeinsame
Veranstaltungen und Ausstellungen. Das bewegte Schicksal der
Familie Seidel kann das Leben der Deutschen in Böhmen in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts recht gut verdeutlichen. Der
„Bürgerverein unter dem Kaltenberg“ nahm bereits im Jahre
2008 die Verbindung zum Museum „Fotoatelier Seidel“ auf. Im
Rahmen dieser Zusammenarbeit wird zu Ehren von Joseph Seidel in
seinem Geburtsort, in Hasel (Líska), eine Ausstellung gestaltet.
Die Vernissage zu dieser Ausstellung findet am
Dienstag, dem 25. Mai 2010 um 18 Uhr im Vestibül des Schlosses Děčín statt. Als kultureller Höhepunkt wird dann gegen 19 Uhr der Film „Bienen flogen wunderschön“ gezeigt. Dieser Film, in Regie von Karel Čtveráček, zeigt u.a. das Seidelsche Fotoatelier sowie die Entstehung des Museums und stellt insbesondere auch den Geburtsort von Joseph Seidel vor.
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